Ägyptens
versunkene Schätze
13.
Mai bis 4. September 2006
in
Berlin, Martin-Gropius-Bau - Niederkirchnerstraße 7
allgemeine
WEB-Adresse: www.gropiusbau.de
Adresse
d. Ausstellung:
www.aegyptens-versunkene-schaetze.org
Ägyptens
versunkene Schätze
Der Rundgang zur Ausstellung begann
in einem breiten abgedunkelten Korridor auf dessen bespannten
Wänden Projektionen von Unterwasseraufnahmen gezeigt wurden.
Dazu gluckernde Geräusche wie von Luftblasen. Die Atmosphäre
war gedämpft und komplettierte so die Illusion eines "Unterwasserspazierganges".
Ich fand es einen gelungenen Einstieg
in die Ausstellung, die sich ausschließlich mit Funden aus
der Unterwasserwelt beschäftigte.
Der nächste Raum war heller. Schaukästen, Billardtischen
vergleichbar, gaben Einsichten in Technik und Vorbereitung
der Arbeiten, die zum Aufspüren und Bergen der Funde führten.
An der langen hohen Wand war eine Fotoleinwand gespannt,
die verschiedene Artefakte in ihrer ursprünglichen Lage
unter Wasser zeigten. In Augenhöhe befand sich eine Zeitlinie,
die durch die Geschichte Ägyptens führte und darauf hinwies,
wo die geborgenen Stücke einzuordnen waren.
In den angrenzenden Räumen gab es weitere ähnliche
Genealogien auf dem unteren Teil der Fotoleinwände. So konnte
man den Stammbaum von Osiris und Isis verfolgen, oder die
Entwicklung des ptolemäischen Königshauses. Besonders witzig
war eine tabellarische Zusammenstellung der ägyptischen,
griechischen und römischen Götter mit ihren jeweiligen "Berufskollegen"
im Vergleich.
An den Wänden zusätzlich montierte
Flachbildschirme zeigten Filmsequenzen aus der Arbeit der
Ägyptologen oder Animationen der Bergung bestimmter Artefakte.
Auffallend: in allen Räumen standen
Stelen, die zweisprachig über geschichtliche Ereignisse
der Epochen berichteten und im Zusammenhang mit den datierten
Fundstücken standen.
Auch die Ausschilderung der Exponate
und Modelle bestach durch einfache informative Texte, die
den Besucher weder überforderten noch ihn unbefriedigt im
Informationsgehalt ließen. Fachchinesisch gab es nur in
den Fällen, die keine andere Wortwahl zuließen.
Die Ausstellung war eindeutig auf
eine breite Besucherschar angelegt und bot dem Betrachter
ein reiches Angebot an Betrachtungsmöglichkeiten.
Zentrum der Ausstellung bildete der
so genannte Lichthof. Hier gab es drei großen freistehenden
Statuen zu sehen, eine sechs Meter hohe Stele und viele
andere Exponate. Dazwischen Sitzmöglichkeiten für den Besucher,
der schon längst lahme Füße bekommen haben dürfte. Ich nutze
die Hocker und Bänke, um mir einige Ausstellungsstücke länger
und in Ruhe betrachten zu können.
Und es gab einfach zu viel zu sehen.
Die Anordnung und Präsentation der
Gegenstände in Vitrinen erinnerte mich stark an die Titanic-Ausstellung
vor Jahren in Hamburg. Dort, ähnlich wie hier, waren kleine
Glasvitrinen auf schwarzen Stoff gebettet. Strahler leuchteten
die einzelnen Stücke gesondert aus und hoben sie, quasi
aus der Dunkelheit des Vergessens, hervor.
Im Lichthof gab es weniger Gedränge
als in den kleinen Räumen. Hier schienen sich die Gruppenführungen
für einen Moment aufzulösen, bis sie an einzelnen Vitrinen
wieder zusammen fanden.
Ein Drittel der Ausstellung war geschafft,
das zweite Drittel bildete der Lichthof an dem sich das
letzte Drittel von "Ägyptens versunkene Schätze"
anschloss.
Den Abschluss der Ausstellung bildete
ein Multimediaraum. Kinder konnten an Computern Bilder zusammensetzen
und Erwachsene sich weiter informieren. Auf einem Flachbildschirm
lief der Film, den sich der interessierte Besucher als DVD
im Museumsshop zulegen konnte. Was mich jedoch beeindruckte
war die überdimensionale Tafel, die über ein äußerst ehrgeiziges
Projekt informierte: ein Unterwassermuseum. Es sollte Besucher
einen Einblick in die Arbeit von Unterwasserarchäologen
geben und gleichzeitig auch Ausstellungsraum sein.
Der für die Ausgrabungen verantwortliche
Franzose Franck Goddio warb für dieses Projekt, dass in
Alexandria angesiedelt werden sollte.
In der Ausstellung wurden rund 500
Funde präsentiert. Die kleinsten maßen nur Millimeter, die
größten waren bis sechs Meter hoch. Neben Statuen und Statuenköpfen
gab es Gebrauchskeramik, religiöse Gegenstände, Schmuck,
Säulenkapitelle, Münzen und Stelen zu sehen.
Es ist schwierig, die Ausstellung
objektiv zu würdigen, wenn man, wie ich, bereits mehrfach
Ägypten bereist und die Museen des Landes besucht hatte.
Wer das Kairoer Museum kennt, wird verstehen, dass eine
Auswahl von 500 Exponaten verblasst angesichts der Anzahl
der Stücke, die das Museum in Kairo präsentiert.
Dennoch soll an dieser Stelle die
Ausstellung in Berlin auf keinen Fall herabgewürdigt werden.
Zudem muss man auch das Thema der Sammlung berücksichtigen.
Es geht um Fundstücke aus den versunkenen antiken Städten
Alexandria (Königsviertel), Herakleion und Kanopus. Vor
mehr als 1000 Jahren versanken diese Städte in den Fluten
des Mittelmeeres.
Wie so oft, hatte ich auch in dieser
Ausstellung, die in Berlin ihre Weltpremiere feierte, meine
klaren Favoriten unter den Stücken. Zum einem handelte es
sich dabei um die Herakleion- Stele, zum anderem um die
Statue eines Priesters mit Osiris- Kanope.
Die Stele bestand aus Granit und
stammte, wie ihr Name bereits vermuten ließ, aus der Stadt
Herakleion. Interessant dabei war ihre Innschrift, die,
so die Infotafel, ein geographisches Rätsel löste. Endlich
stand in Stein geschrieben, dass Herakleion und Thonis ein
und dieselbe Stadt waren.
Ich selber mochte die Stele wegen
ihrer wundervollen Verarbeitung und dem dunklen Granit in
der die Hieroglyphen gemeißelt waren. Sie wirkte auf mich
so ursprünglich, als wäre sie gerade erst fertig gestellt
worden.
Die Statue des Priesters wurde auf
das 1. Jahrhundert vor Christus datiert und bestand gleichfalls
aus schwarzem Granit. Der Priester trägt die Kanope vor
sich her. Um ihre Heiligkeit nicht zu entweihen, wagt er
es nicht, sie mit den bloßen Händen zu berühren. Er hat
daher sein Gewand gerafft und den Stoff um die Hände gelegt.
So trägt er die Osiris- Kanope voller Ehrfurcht.
Die Haltung der Figur und der Faltenwurf
des Gewandes zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich.
Nach reichlich zwei Stunden hatte
ich die Ausstellung durchlaufen. Ich brauchte dringend eine
Pause, um meine müden Füße zu pflegen! Bereut hatte ich
diesen Museumsbesuch nicht.
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